10.03.2009

Erotik, Nähe & Lust

Immer wieder lese ich, dass die wilde Lust aufeinander in einer Beziehung schwindet. Und als Grund wird meistens genannt, dass zwischen den Partnern zuviel Nähe sei. Zuviel Alltag, zu viele Selbstverständlichkeiten, zu wenig unterschiedliche Interessen und zu wenig Alleingänge in der Freizeit.
Doch wenn das wahr wäre, dann dürfte es für alle Paare, die länger zusammen leben und vielleicht sogar auch sehr gerne ihre Freizeit miteinander verbringen, kaum eine Chance geben, das Sexleben über die Jahre hinweg lebendig zu halten. Welch dunkle Aussichten!
Ich glaube nicht, dass zuviel Nähe die Erotik tötet, sondern vielmehr, dass die Angst vor mehr Nähe und Verbindlichkeit die Erotik ermüden lässt.
Die Symptome mögen die gleichen sein: man passt sich aneinander an, probiert wenig Neues aus, weil man meint, den anderen zu kennen und zu wissen, was der mag oder nicht. Man ist selbst auch nicht mehr so offen bzw. neugierig oder auch einfach zu bequem, das Feuer neu zu beleben.
Doch die darunterliegende Ursache ist meiner Meinung nach, dass eher die Angst vor mehr Nähe es verhindert, sich auch im Bett nah zu sein. Denn was passiert denn, wenn man sich näher kommt? Man macht sich verletzlich, man lässt sich mehr gehen. Es können Gefühle auftauchen, die man gar nicht spüren will. Seien es alte Verletzungen oder ein tiefes Gefühl der Liebe und Verbundenheit, das man vielleicht lieber gar nicht spüren möchte, weil man Angst hat, emotional abhängig zu werden.
Oder in die andere Richtung gedacht? Wieviel Extase halten Sie eigentlich aus? Trauen Sie sich wirklich alles loszulassen? Sind Sie in der Lage wirklich die Kontrolle loszulassen? Oder haben Sie Angst vor dem, was passieren könnte?
Was passiert, wenn Sie Wünsche äußern, die der andere nicht erfüllen mag? Was dann? Gerade in einer monogamen Beziehung haben viele Männer und Frauen dann in der Endkonsequenz Angst, vom Partner verlassen zu werden.
Wenn zuviel Nähe die Erotik töten würde, dann würde Tantra nicht funktionieren. Denn beim Tantra geht es zu einem wesentlichen Teil genau darum, sich emotional näher zu kommen. Sich mehr und tiefer zu verbinden, mit sich selbst und mit dem Partner, um die Lust zu schüren.
Die Frage ist also nicht die nach der vorhanden oder nicht vorhandenen Nähe, sondern die danach, wie viel ich mir und meinem Partner an Nähe bzw. Offenheit zutraue.
Trauen Sie sich ruhig einmal, sich ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin wirklich ganz zu zeigen, auch mit den Seiten, die vielleicht nicht gleich so schön sind. Nutzen Sie ruhig die vorhandene Vertrautheit, um mehr zu wagen und sich noch näher zu kommen!
Ich wünsche Ihnen aufregende Stunden mit ganz viel Nähe!

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Ich glaube nicht, dass zuviel Nähe die Erotik tötet, sondern vielmehr, dass die Angst vor mehr Nähe und Verbindlichkeit die Erotik ermüden lässt."
Das glaube ich nicht. In einer Ehe (in meiner Ehe) hat man, so man denn schon Kinder hat, keine Angst vor (weiteren) Verbindlichkeiten.

Mein Mann und ich sind uns sehr sehr nah. Ich denke eher, dass sich einfach zu viel Routine einschleicht. Stress hemmt die Lust, was neues auszuprobieren und wenn einer, oder beide, nicht mit einer starken Libido ausgestattet ist, ist man schnell bei der 08/15-Nummer oder gar bei "ich bin müde, ich hab keine Lust"

Nähe tötet nicht die Lust, das denke ich ohne Ahnung von Tantra zu haben.
Eher Gewohnheit und Routine. Man kennt sich, es ist nicht mehr so wie am Anfang, wo man sich noch entdeckt. Man weiß was der andere mag und macht genau das. Dass sich Gelüste genau wie Geschmäcker wandeln, darüber denken viele in einer Beziehung nicht nach.

Silke Maschinger hat gesagt…

Hallo Angel! Danke für Deine Antwort. Mit Nähe meinte ich auch nicht unbedingt "Verbindlichkeiten", sondern sich innerlich noch mehr zu öffnen und anzunähern.
Und ja: es schleicht sich Routine ein, vielleicht eine gewisse Faulheit. Man meint, man kennt sich, aber ich glaube, man kann sich selbst und andere auch immer wieder überraschen, in dem man sich auf den Moment einlässt. Und manchmal ergeben sich Sachen, die man nie geplant hat.

tantrafee hat gesagt…

Gegen Langeweile hilft ein Swingerclubbesuch ;-). lg iris

Anonym hat gesagt…

@tantrafee
Dummer Kommentar, monogame Beziehung war die Musik, nicht jeder Mensch ist gleich, wenns für dich passt ist ja schönchen, nich nich^^.

LG Alex. (bin ja noch jung aber nicht soooo jung)

Anonym hat gesagt…

Netter Artikel Frau Maschinger, macht Mut wenns mal soweit ist mit dem Alltag ;-) Danke dafür.