11.12.2007

Männlichkeit und Sexualität, der 14. Erotische Salon

Ende November hatten wir in Berlin den 14. Erotischen Salon mit dem Thema Männlichkeit und Sexualität. Wir waren wie immer gespannt, wie der Abend wohl verlaufen würde, aber mit den Emotionen, die an diesem Abend hochkamen, hatten wir nicht gerechnet. Ich kann mich an keinen Salon erinnern, an dem die Reaktionen aus dem Publikum so emotional gewesen waren. Für die, die nicht da waren: wir sprachen mit Christian Schenk über die Konstruktion von Geschlecht und Männlichkeit, mit Freddie Spells darüber, was hetero- von homosexuellen Männern lernen können und Jack Silver sprach über männliche und weibliche Energien.

Also eigentlich gar nichts so besonderes an Themen. Aber die Gäste waren zum Teil fast verärgert über die Aussagen der Experten auf der Bühne. Ich saß da oben auf meinem Sofa und war ziemlich überrascht über diese Reaktionen. Dann wurde mir klar, worum es eigentlich ging. Bei fast allen anderen Themen im Salon können sich die Gäste zurückhalten, weil die Themen sie nicht so direkt berühren. Aber beim Thema Männlichkeit kann sich niemand distanzieren und sagen, das ginge ihn (oder auch sie) gar nichts an. Jeder Mann ist davon betroffen, eine eigene Identität zu finden. Für sich als Mann, wie er sein möchte, bzw. wie er nun mal ist. Und jede Partnerin hat eine (vielleicht nicht immer bewusste) Vorstellung davon, wie sie ihren Partner gerne hätte.

Geprägt von Familie, Gesellschaft und Kultur muss also jeder zu sich selbst finden. Zu dem, was er eigentlich ist. Und jedes Kratzen an einer Identität bedroht das eigene Ich. Man mag Sexualität nun als Teil der Identität sehen oder als Identität an sich, jeder Mensch hat ein Bild von sich, das er kennt, von dem er meint, dass es „richtig“ ist, auch wenn er sich nicht wohlfühlt damit.

Deswegen ist das Thema Sexualität auch so schwierig, weil es einen meiner Meinung nach bedeutenden Teil der Identität ausmacht. Deswegen ist es so wichtig, nicht mit Vorwürden zu arbeiten, weder an sich selbst noch an das Gegenüber. Sondern Verständnis dafür zu haben, dass sich der andere vielleicht nicht ganz so einfach verändert, wie man es gerne hätte.

Und man muss verstehen, dass es ein Weg ist, den man beschreitet. Der sich weiterentwickelt.

Ich weiß natürlich nicht, wie Sie ihre Beziehung sehen, oder auch die Situation, eben gerade keine zu haben. Betrachten Sie die Situation als Aufgabe, an der Sie wachsen können. An der Sie Ihre Identität entwickeln können, Ihr Selbst, Ihr Ich.

Schauen Sie, welchen Weg Sie schon hinter sich gebracht haben, was Sie schon alles über Sexualität und Männer und Frauen gelernt haben. Ich bin sicher, es ist schon eine ganze Menge!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

.. die Wissenschaft spricht mittlerweile von MännlichkeitEN in der Mehrzahl - weil Männlichkeit immer regional und kulturell geprägt ist ... recht nette Seite dazu: www.masculinities.org (Museum der Männlichkeiten) ...

Silke Maschinger hat gesagt…

Danke, klingt sehr interessant! Da schau ich mal rein, wenn ich die Zeit/Muße habe, auf englisch zu lesen.

Anonym hat gesagt…

... auch wenn man auf AMAZON nach dem Wort Männlichkeiten sucht, findet frau/man schon vieles dazu!

LG Gerhard