Im Blog promisc las ich folgenden Satz:
"Der eigene Kampf gegen das Gespenst der Eifersucht (oder ist es bei mir 'nur' mehr die 'Verlustangst'?) muss von mir immer wieder neu gewonnen werden, sobald jemand in mein Leben tritt, der mir sehr ans Herz wächst."
Ich bin mir nicht sicher, ob der Autor auch der Meinung ist, dass Eifersucht kein "natürlicher" Zustand ist, sondern ein von der Gesellschaft konstruierter und erlernter. Doch viele Menschen, die in offenen oder polyamorösen Beziehungen leben behaupten dies.
Als ich nun obiges Zitat las, dachte ich auf einmal: Vielleicht gehört Eifersucht doch dazu? Vielleicht ist es doch nicht angelernt, sondern eine "natürliche" Emotion? Was, wenn monogame Beziehungen doch weitestgehend sinnvoll und nützlich wären? Und nicht, wie gerne von Polys behauptet, nur gesellschaftlich "erfunden", um die Menschen kleinzuhalten?
Polys sagen oft, der Mensch sei nicht geschaffen für die Zweierbeziehung. Was wenn doch? Und wir es nur noch nie gelernt haben , eine erfüllende Beziehung zu zweit zu führen?
Ist Polyamorie/offene Beziehung wirklich die Lösung für die hohe Quote an Seitensprüngen/Untreue?
Das sind erstmal nur Fragen, die mir eben eingefallen sind. Vielleicht entwickelt sich ein Dialog mit dem anderen Autor? Oder mir fallen noch weitere Anmerkungen ein...
Doch für heute ist erstmal genug.
3 Kommentare:
Danke, Silke, dass Du meinen Beitrag (oder meine momentanen Gefühle?) zum Anlass genomme hast -smile-
Nun, ich finde, man muss da mehr differenzieren: Die Eifersucht ist ein Gefühls- und Besitzstandskonglomerat, welches in dieser Zusammensetzung sicherlich sozialisiert wird. Insbesondere was die Faktoren (Lust-)Neid und Besitzstände am Menschen angeht, aber auch die Gleichung Eifersucht= Liebe, welche einfach absurd ist. Ein anderer Teil von ihr, die Verlustangst, ist natürlich. Menschen sind nun mal sozial-gruppierte Wesen und diese Urangst sorgt dafür, dass Bindungen nicht so leicht brechen können.
Das jetzt auf die Monogamie als natürliche Beziehungsform zu beziehen liegt aber meines Erachtens völlig daneben, denn auch in meinem Fall ist es so: Ich liebe meine Frau und habe im Laufe der Jahre mit ihr solch ein Urvertrauen aufgebaut, dass nicht nur keine Eifersucht ihr gegenüber stattfindet sondern auch Verlustangst so gut wie keine Rolle mehr spielt. Das war jedoch ein Prozess, erst musste dieses Urvertrauen aufgebaut werden. Mit meiner (seit einem halben Jahr) Geliebten & Muse jedoch, welche einen starken Drang auch zu Erfahrungen mit anderen starken Männertypen hat, habe ich dieses Urvertrauen für mich noch nicht aufgebaut. Und so habe ich jedes Mal, wenn solch eine Konfrontation auf den Tisch kommt, dass Gefühl, sie an solch einen Mann zu verlieren, zumal sie fast alle etwas besonderes sind. Es ist nicht das Gefühl, sie sexuell nicht 'teilen' zu wollen, das ist es nicht!
Du siehst also: Das Thema ist kein Monogamiethema, sondern die Verlustangst ein universelles zwischenmenschliches. Eifersucht allerdings ist ein Monogamiethema - denn genau dafür entwickelte sich diese (negative) Sozialisierung innerhalb monogamer Gesellschaften wie der unseren und wird auch fleissig weiter in nachwachsende Individuen indoktriniert durch alle Mittel und Wege, welche dafür unserer Kultur zur Verfügung stehen.
Ich würde mich freuen, wenn hier Leben reinkäme ;-)
*anonym by joshuatree*
Hallo Promisc! Danke für die Unterscheidung zwischen Verlustangst und Eifersucht. Das ist eine wichtige Unterscheidung. U
Doch wieso ist Eifersucht ein Monogamiethema? Würde das nicht heißen, dass alle Monogamen eifersüchtig sind? Was ist mit den Menschen, die einfach kein Bedürfnis danach haben, mit jemand anderem ins Bett zu gehen, weil für sie Liebe dazugehört? Die aber auch nciht eifersüchtig sind oder Verlustangst haben, wenn der Partner mit anderen unterwegs ist oder flirtet?
Noch eine andere Frage: meinst Du, Menschen sind von Natur aus poly, aber nur wegen der Sozialisierung monogam?
Ich denke, es gibt solche und solche. Und beide Beziehungsformen können dazu benutzt werden, bestimmten Themen oder Konflikten auszuweichen. Was mich immer stört, ist wenn die eine Seite der anderen mangelndes Selbstbewusstsein, Konfliktscheue etc. vorwirft.
Ist es wirklich die Frage ob poly oder mono oder geht es nicht eigentlich um grundlegende Fragen von Selbstliebe, Offenheit, innerer Stärke, aber auch ganz klaren Grenzen und Entscheidungen? Ich wünsche mir, dass alle Beziehungsformen, egal ob homo, hetero, bi, offen oder monogam, als Neigung angesehen werden und nicht als besser, schlechter oder gar krank.
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