09.05.2008

Trend: Emotionen

Neulich bekam ich folgende Mail zugesendet, die auf die Veranstaltungen der Zweibeiner hinweisen, von denen ich an anderer Stelle schon einmal hingewiesen hatte.

Diesen Text fand ich so klasse, dass ich mich entschieden habe, ihn hier zu veröffentlichen:

Neulich abends sah ich privat fern: Vox brachte eine neue Spielshow über vox populi, die Stimme des Volkes. Eine tausendköpfige Gruppe Deutscher war vorab zu etlichen Themen befragt worden. In der Show hatten nun Kandidaten zu schätzen, welcher Prozentsatz der befragten Landsleute mit einer bestimmten Tendenz auf die jeweilige Frage geantwortet hatte. „Wieviel Prozent der Deutschen wären lieber nie im Leben verliebt, als zu lieben und dann an Liebeskummer zu leiden?“ wurde während der von mir konsumierten Folge eine Bankkauffrau aus Irgendwo vom Gastgeber der Sendung, einem kleinen, dicken Mann, befragt.

Ich erzähle das nun nicht, um beiläufig zu erwähnen, dass der Geheimbund der kleinen, dicken Männer eine weitere Machtposition des Öffentlichen Lebens erobert hat. Bald werden wir… aber darum geht es jetzt nicht. Und über die Liebe brauchen wir in diesem kruden Zusammenhang schon gar nicht zu reden; schließlich haben wir genug für drei Leben in uns und müssen nicht an ihr sparen. Da halten wir es weiter mit Victor Hugo, der da schrieb: „An der Liebe sterben heißt leben!“ Recht hat er. Da stört es auch nicht, dass er das dazugehörige Werk „Die Elenden“ nannte.

Ich erzähle es, weil ich die Antwort jener befragten Bankkauffrau erwähnenswert finde, die nun also, nach der Deutschen Liebes- und Leidensfähigkeit befragt, folgende Gefühlsmarktanalyse absorbierte: „Der Trend geht ja dahin, dass es kein Problem ist, emotional zu sein.“

Es gibt Menschen, deren Seele ist ein Kaufmannsladen. Kann man nix machen. Schwierig wird es halt nur, wenn man im falschen Moment bemerkt, an einen solchen Menschen geraten zu sein. Man ist halt ab und an so sehnsuchtstrunken, dass sich der Blick ins vermeintlich Schöne trübt. Da steht Ihr dann also vor Deiner oder seiner Tür, und dann flüstert Dir dieser Mensch in Deine erwartungsfreudig gerötete Ohrmuschel: „Der Trend geht ja dahin, dass es kein Risiko ist, untenrum zu investieren.“

Hier nochmal die Urheber des Textes, es lohnt sich hinzugehen: die Zweibeiner

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